Es ist bekannt, dass Johann Sebastian Bach das Clavichord über alles schätzte. Sein Biograph Forkel berichtet: „Die sogenanten Flügel“ - gemeint sind Cembali - „obgleich auch auf ihnen ein gar verschiedener Vortrag statt fin- det, waren ihm doch zu seelen- los, und die Pianoforte waren bey seinem Leben noch zu sehr in ihrer ersten Entstehung, und noch viel zu plump, als daß sie ihm hätten Genüge thun können. Er hielt daher das Clavichord für das beste Instrument zum Studiren, wie überhaupt zur musikalischen Privatunterhaltung. Er fand es zum Vortrag seiner feinsten Gedanken am bequemsten und glaubte nicht, daß auf irgend einem Flügel oder Pianoforte eine solche Mannig- faltigkeit in den Schattirungen des Tons hervor gebracht werden könne, als auf diesem zwar Ton-armen, aber im Kleinen außer- ordentlich biegsamen Instrument.“
Ein Blick auf das Tonträgerangebot aber zeigt, dass das Clavichord, wenn es um Aufnahmen von Bachs Musik geht, faktisch keine Rolle spielt. Das ist ein erstaunliches Phänomen, und es ist eigentlich nur dadurch zu erklären, dass zu der Zeit, als Bachs Werke wiederentdeckt wurden, der Konzertflügel längst sowohl das Clavichord als auch das Cembalo abgelöst hatte. Die Aufführungstradition, die dadurch ent- standen ist, prägt unsere Hörgewohnheiten bis heute.
Dass es durchaus faszinierend sein kann, Bachs Musik auf dem Clavi- chord vorzutragen, beweist Jovanka Marville auf dieser CD. Sie hat aus der großen Schar der Bach-Werke dafür einige ausgewählt – so unorthodox, wie dies wohl auch der Thomaskantor selbst getan hätte – und sie spielt wirklich bezaubernd. Sie musiziert auf einem klangschönen bundfreien, zweichörigen Clavichord, dass Thomas Steiner 1999 in Basel nach einem Instrument von Christian Gottlob Hubert, Hof-Orgel- und Instrumentenmacher im Dienste des Mark- grafen zu Bayreuth, gebaut hat.
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