Sabrina Frey spielt Blockflötenmusik aus Rom, entstanden um 1700. Wer sich mit dem Leben in der heiligen Stadt zu dieser Zeit beschäftigt, der wird feststellen, dass es stark durch den Kirchenstaat geprägt wurde. So reformierte Papst Innozenz XII. nicht nur die Kurie, er verbot 1698 auch Theater- und Opernaufführungen. Sein Nachfolger Clemens XI. behielt dieses Verbot bei; es wurde erst 1710 wieder aufgehoben.
Die „geheimen Nischen“ von der Sabrina Frey so fasziniert im Beiheft zu dieser CD berichtet, waren allerdings nicht erforderlich, um Instrumentalmusik aufzuführen. Und wenn sie Opern hören wollten, reisten die Begüterten nach Neapel, nach Venedig, nach Florenz – oder aber einfach auf ihre Landgüter. Literarische Gesellschaften wie die Accademia dell'Arcadia, 1690 gegründet, waren damals in Europa modern. Die Fruchtbringende Gesellschaft, 1617 in Weimar ins Leben gerufen, hatte immerhin 890 Mitglieder; sie war die älteste deutsche Sprachakademie und hatte bis 1680 Bestand. Die Nürnberger Pegnitzschäfer, 1644 gegründet, gibt es sogar heute noch. Auch die Begeisterung fürs ländliche Ambiente war weit verbreitet. Selbst in Versailles schwärmte die höfische Gesellschaft für das Landleben, als nette Deko, und veranstaltete Schäferspiele.
Dennoch darf sich der Zuhörer darüber freuen, dass die römischen Arkadier zum Emblem ihres Bundes eine Flöte wählten. Denn Frey fühlte sich dadurch inspiriert, nach Musikstücken von „Pastori Arcadia“ für dieses Instrument zu suchen. Sie hat eine Menge interessante Werke gefunden – die von Giovanni Battista Bononcini und Giuseppe Valentini erklingen auf dieser CD in Weltersteinspielung. Ausgewählt hat die Flötistin zudem Musik von Arcangelo Corelli (Arkadiername: „Arcomelo Erimanteo“), Alessandro Scarlatti („Terpandro Politeio“) und Benedetto Marcello („Driante Sacreo“). Ignazio Sieber (1680 bis 1757), Oboist und wie Antonio Vivaldi Lehrer am Ospedale della Pietà inVenedig, war mit Georg Friedrich Händel befreundet. Er spielte die Oboenpartien bei Aufführungen von Händels Oratorien in Rom und soll als Gast an Veranstaltungen der Accademia dell'Arcadia teilgenommen haben.
Musiziert wird gekonnt. Die Blockflötistin konnte für diese Aufnahme erstklassige Mitstreiter gewinnen. Die Violinisten Fiorenza de Donatis und Andrea Rognoni sowie Cellist Marco Frezzato sind Konzertmeister und Stimmführer bekannter Originalklang-Ensembles. Besonderen Wert legte Sabrina Frey auf eine abwechslungsreiche Gestaltung des Basso continuo. Entsprechend üppig ist die Continuo-Gruppe besetzt: Cembalo und Truhenorgel spielt Philippe Grisvard. Vincent Flückiger bereichert mit Theorbe und Barockgitarre das Klangbild, und Bret Simner am Violone gibt dem Continuo das Fundament. An der Orgel zu hören ist zudem Naoki Kitaya. Entstanden sind so farbenfrohe und vielschichtige Interpretatio- nen, getragen von barocker Spielfreude.
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