Johann Gottfried Müthel (1728 bis 1788) war der allerletzte Schüler
von Johann Sebastian Bach. Er stammte aus Mölln in der Grafschaft
Lauenburg, und war der Sohn eines Organisten, der wiederum ein Freund
von Georg Philipp Telemann war. Nach dem Anfangsunterricht bei seinem
Vater wurde er zur Ausbildung nach Lübeck geschickt, wo ihn
Marienorganist Johann Paul Kunzen unterrichtete. 1747, mit gerade
einmal 19 Jahren, wurde Müthel Kammer- musiker und Hoforganist in der
Kapelle des Herzogs Christian Ludwig II. von Mecklenburg-Schwerin.
1750 erhielt er ein Jahr Urlaub, um sich bei Bach in Leipzig
weiterzubilden. Der Meister freilich war zu diesem Zeitpunkt bereits
blind und dem Tode nah. Müthel soll Bach daher als Notenschreiber
unterstützt haben. Wie Bachs Biograph Philipp Spitta berichtet, war
Müthel an Bachs Sterbebett anwesend, und übernahm dann für neun
Wochen dessen Dienstpflichten als Kantor. Seine Ausbildung setzte er dann zwischenzeitlich bei Johann Christoph Altnickol in Naumburg fort, ebenfalls
ein Schüler Bachs und dessen Schwiegersohn.
Auf der Rückreise traf Müthel unter anderem Johann Adolph Hasse
in Dresden, und Carl Philipp Emanuel Bach, der als Cembalist am Hofe
Friedrichs des Großen angestellt war. Die beiden Musiker blieben
lebenslang in Freundschaft verbunden, und unterhielten einen regen
Briefwechsel. In Hamburg begegnete er dann Telemann.
1751 nahm Müthel
seinen Dienst bei Hofe wieder auf. 1753 folgte Müthel der Einladung
eines seiner Brüder nach Riga. Dort musizierte er zunächst im
Hausorchester des livländischen Geheimen Regierungsrates Otto
Hermann von Vietinghoff, der ein bedeutender Mäzen war. 1767 wurde
er schließlich zum Organisten der Kathedrale St. Petri bestellt, und
dieses Amt hatte er bis zu seinem Lebensende inne.
Über die Werke Müthels berichtete Charles Burney, der ganz
Europa bereist hatte und mit der gesamten musikalischen Welt seiner
Zeit bestens vertraut war: „When a student upon keyed instruments
has vanquished all the difficulties to be found in the lessons of
Handel, Scarlatti, Schobert, Eckard, and Carl Philipp Emanuel Bach,
and like Alexander, laments that nothing more to conquer, I would
recommend to him, as an exercise for patience and perseverance, he
compositions of Müthel; which are so full of novelty, taste, grace,
and contrivance, that I should not hesitate to rank them among the
greatest productions of the present age.“
Leider sind nur sehr wenige
seiner Musikstücke überliefert. Bei Brilliant Classics sind sie nun in Gesamtaufnahme zu hören: Der italienische Organist Matteo
Venturini hat Müthels erhaltenes Orgelwerk auf drei
verschiedenen Orgeln der Toskana eingespielt. Die Aufnahmen
entstanden im November und Dezember 2013 in Sant’Anna di Stazzema,
Larciano und Pistoia.
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