Heinrich Scheidemann (um 1595 bis 1663) war der Sohn von David Scheidemann, Organist in Hamburg an der St. Katharinenkirche. Ersten Unterricht erhielt er vom Vater; an- schließend schickte die Kirchgemein- de dann den angehenden Musiker nach Amsterdam, zum Studium bei Jan Pieterszoon Sweelinck. Sie zahlte ihm dafür sogar das (üppige) Lehr- und Kostgeld, „in der Hoffnung, daß er ein braver Künstler und dereinst ihr Organist werden sollte“, so zitiert das informative Beiheft eine Quelle, die leider nicht näher bezeichnet wird. Und tatsächlich wurde Scheidemann Amtsnachfolger seines Vaters. 1663 starb er schließlich an der Pest.
Die Werke Scheidemanns sind nur in Abschriften überliefert. Der Musik- wissenschaftler Gustav Fock hat sich in den 50er und 60er Jahren intensiv damit beschäftigt. Ihm ist es gelungen, eine Reihe zuvor unbekannter handschriftlicher Quellen aufzuspüren, so dass sich damals die Menge der bekannten Werke des Organisten verdoppelte. Fock kam zu dem Urteil, Scheidemanns Orgelwerk sei „das bedeutendste der norddeutschen Sweelinck-Schule sowohl nach Umfang und Qualität als auch in seiner stilbildenden Wirkung auf die norddeutsche Orgelmusik bis zu Buxte- hude“. Der Organist hat gleich eine ganze Reihe von Gattungen durch Innovationen bereichert. Er gilt als einer der Begründer der norddeutschen Orgelschule. Sein bedeutendster Schüler, Johann Adam Reincken, wurde auch sein Nachfolger.
Leo van Doeselaar präsentiert eine Auswahl aus dem Werk Scheidemanns an einer Orgel, die für eine Instrumentengeneration nach jenem Niehoff-Instrument steht, an der seinerzeit Sweelinck in Amsterdam seine Schüler unterrichtet hat: Als die Orgel Begleitinstrument der singenden Gemeinde wurde, benötigte sie mehr Klangfülle. „Die erfolgreichsten ,Umgestalter' waren Vater und Sohn van Hagerbeer, die die schon vorhandenen Orgeln kraftvoller machten und die Disposition anpassten, aber dabei auf ihre Weise die Brabanter Schule fortführten“, erläutert van Doeselaar im Beiheft. Die Orgel der Pieterskerk in Leiden wurde von ihnen zwischen 1637 und 1643 errichtet, unter Benutzung vieler alter Pfeifen. Der Musiker, Titularorganist an der Pieterskerk, demonstriert, dass Scheidemanns Orgelwerke auf diesem kostbaren alten Instrument, das in Teilen sogar noch aus dem Jahre 1446 stammt, ganz hervorragend klingen. Im Anschluss führt er zudem wesentliche Register der van-Hagerbeer-Orgel vor. Sie wird übrigens bei dieser Einspielung von Balgentretern mit Luft versorgt, und nicht etwa durch ein Gebläse. Die Aufnahme ist auch akustisch, dank 2+2+2-Recording, ein Erlebnis.
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