Wölkchen, Schäfchen, Blümchen und Bächlein sind die Kulisse dieser Kammerkantaten, Nymphen und Hirten die handelnden Personen, Liebe, vor allem verschmähte oder aber betrogene Liebe, das wichtigste Thema. Wer jetzt entsetzt die Augen aufreißt angesichts dieser vermeintli- chen Banalitäten, der sollte trotzdem weiterlesen. Denn Schäferspiele waren einst ein wichtiges Ritual des Adels. Von Versailles bis Moskau und von Neapel bis Dresden hüpften kostümierte Höflinge durch die Hecken, auf der Suche nach dem Goldenen Zeitalter und dem ach-so-idyllischen Leben der einfachen Leute.
Auch die Kammerkantaten jener Zeit spiegelten die Vorliebe für jene fiktive Landlust. Aus dem umfangreichen Schaffen von Nicola Antonio Porpora (1686 bis 1768) sind etwa 130 cantate da camera überliefert – zwölf davon, nach Texten von Pietro Metastasio, erschienen sogar gedruckt; sie waren zudem in Abschriften in Europa weit verbreitet. Das Ensemble Stile Galante, geleitet von Stefano Aresi, hat im Castello Albani im italienischen Urgnano fünf Kammerkantaten des Komponisten für Altstimme einge- spielt, die nicht in dieser Kollektion enthalten sind. Die Mezzosopranistin Marina De Liso hat sich an die teilweise technisch extrem anspruchsvollen Werke herangewagt. Sie zeigen exemplarisch Porporas enormes Können als Komponist; diese Kammerkantaten neigen, bei allem Landidyll, oftmals auch zu Drama. Sie sind musikalisch nicht weniger faszinierend und komplex als die Opern jener Tage.
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