1568 wurde in München die Hochzeit des bayerischen Erzherzogs Wilhelm V. mit Renata von Lothringen gefeiert. Es war ein großes Fest, das sagenhafte 18 Tage dauerte. Und natürlich kamen zu den Feierlich- keiten der Hochadel und Gesandte aus ganz Europa.
Dass auch die Hofkapelle dazu mit Außerordentlichem aufwartete, versteht sich wohl von selbst. Hofkapellmeister Orlando di Lasso (1532 bis 1594) komponierte speziell für diesen Anlass Messen und Motetten. Er führte mit seinen Sängern und Musikern aber auch auserlesene Werke von Zeitgenossen auf, wie die Missa à 24 von Annibale Padovano (1527 bis 1575) und die vierzigstimmige Motette Ecce beatam lucem von Alessandro Striggio (1536 bis 1592). Die Klangpracht, die die Hofkapelle aufbieten konnte, muss überwältigend gewesen sein.
Herzog Albrecht ließ sich diesen Prunk gern etwas kosten – so standen damals neben dem Hofkapellmeister auch zwölf Sängerknaben, gut 40 erwachsene Sänger, zwölf Bläser und Streicher, drei Organisten, ein Kalkant, ein Orgelbauer und ein Kapellmeister in seinen Diensten. Wie sie zur Fürstenhochzeit aufspielten, das hat der Hofsänger Massimo Troiano glücklicherweise ausführlich beschrieben. Er hat aber nur Besetzungsangaben notiert, und dazu einige wenige Namen von Komponisten.
Musikwissenschaftlern ist es nun gelungen, Musikstücke zu identifizieren, die seinerzeit erklungen sein könnten. Die Forschungsergebnisse sind die Grundlage für diese herrliche CD, auf der das vielfach preisgekrönte Instrumentalensemble Musica Fiata unter seinem Leiter Roland Wilson zusammen mit dem Vokalensemble La Capella Ducale die spektakulären Münchener Hochzeitsmusiken in Ausschnitten präsentiert. Zu hören sind neben einer Missa festiva, vorgetragen von drei Chören, die sich jeweils noch einmal in zwei Gruppen teilten, auch die kompletten Musiken, die das Bankett am Tage der Trauung begleitet haben. Es hatte acht Gänge, man kann sich also vorstellen, wie abwechslungsreich auch die Klänge waren, die die Hofkapelle dazu dargeboten hat. Zwar endete es ursprünglich mit einer Motette von Orlando di Lasso, aber Wilson konnte der Versuchung nicht widerstehen und ersetzte dieses originale Werk durch Striggios berühmtes Ecce beatam lucem, das eigentlich erst zum Abschluss der Feierlichkeiten am 7. März 1568 erklungen ist.
Neben bekannten Instrumenten wie Violinen, Zink, Flöten, Posaunen und Laute sind auch Instrumente wie Dolzaina und Cornamusa zu hören, die extra für diese Aufnahme rekonstruiert worden sind. Außerdem bricht Wilson mit dem Brauch, die alten Musikstücke in originaler Lage aufzuführen. Denn die Forschung konnte nachweisen, dass in München seinerzeit eigentlich durchweg transponiert wurde. Das hat verblüffende klangliche Effekte, die auf dieser CD zu bestaunen sind. Grandios, unbedingt anhören!
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