Harald Vogel, Professor an der Hochschule für Künste Bremen, ist mit der norddeutschen Orgelmusik und auch mit der Orgellandschaft vertraut wie kaum ein anderer. Er hat zahlreiche Aufnahmen eingespielt, Orgelwerke wichtiger Komponisten ediert, als Orgelsachverständiger Kirchgemeinden bei der Erhaltung und Restaurierung ihrer Instrumente unterstützt, Neubauprojekte begleitet, und vieles mehr. Die Liste seiner Schüler ist lang und 2018 ehrte die Hansestadt Lübeck Harald Vogel mit dem Buxtehude-Preis – eine Auszeichnung mit Symbolkraft, denn in jenem Jahr jährt sich der Dienstantritt Dieterich Buxtehudes an der Lübecker Marienkirche zum 350. Male.
In der Tat hat sich Harald Vogel wie kein zweiter um das historische Orgelspiel und ganz speziell um das Werk Buxtehudes verdient gemacht. So hat er für MDG auf 17 historischen Orgeln eine Gesamtaufnahme der Kompositionen des großen norddeutschen Organisten eingespielt.
Die frühesten Überlieferungen der Orgelwerke Buxtehudes finden sich im Codex E. B., entstanden 1688 in Dresden. Diese Handschrift enthält sowohl Werke aus der italienisch-süddeutschen als auch der norddeutschen Orgeltradition. MDG fasste, passend zur Preisverleihung, seinerzeit sämtliche Buxtehude-Werke aus dem Codex auf einer CD zusammen. Dabei erklingt, als Rarität, die Ersteinspielung einer Sonate mit obligater Gambe, entstanden als Musik zur Kommunion. Sie wird von dem renommierten Gambisten Thomas Fritzsch gemeinsam mit Vogel gespielt.
Das eigentlich spannende aber an dieser Neuedition ist die Vielfalt der Orgeln: Nacheinander erklingen Instrumente, die Buxtehude selbst gespielt hat, wie die Orgeln in Torrlösa, Helsingör, Hamburg-St. Jacobi und Lübeck-St. Jacobi, sowie weitere Orgeln, die Buxtehude möglicherweise besucht hat, im Dom zu Roskilde sowie in Pilsum, Norden-St. Ludgeri und die rekonstruierte Orgel im Herrenhaus Damp. Zu erleben sind die unterschiedlichsten Stimmungen und Register. Damit vermittelt die CD einen Eindruck von der farbenreichen Klangwelt, in der sich Buxtehude einst bewegte. Hochinteressant!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen