Robert Schumann hat etliche seiner Werke im Laufe seines Lebens mehrfach überarbeitet. So ist die Große Sonate f-Moll op. 14 zu Lebzeiten des Komponisten bereits in zwei unterschiedlichen Druckversionen erschienen - und das Manuskript weist noch sehr viel mehr Modifikationen auf. Das Werk gehört zu einem Zyklus von drei Klaviersonaten, den Schu- mann offenbar im Frühjahr 1833 begonnen hatte. Wie sehr er von der - damals gerade 14jährigen - Tochter seines Klavierlehrers beeindruckt war, belegt die Tatsache, dass er einen kompletten Satz seiner Großen Sonate Variationen über ein Thema aus der Feder Clara Wiecks widmete.
Dieses Thema erweist sich zudem als Grundsubstanz des ganzen Werkes; es dominiert, direkt oder indirekt, das ganze Musikstück, das ohnehin in Umfang und Inhalt schier jede Dimension sprengt.
Für die vorliegende Einspielung wählte die Pianistin Mi-Joo Lee die zweite veröffentlichte Version, erschienen 1853, ergänzt um ein Scherzo, das erst posthum durch Brahms publiziert wurde, und zwei Variationen, die nur im ersten Druck von 1836 enthalten waren.
In dieser frühen Schaffensperiode schrieb Schumann für Clara Wieck zudem Studien nach Capricen von Paganini op. 3 sowie sechs Konzertetüden nach Capricen von Paganini op. 10. Die solcherart gewürdigte freilich scheint von diesen Stücken nicht sonderlich angetan gewesen zu sein. Die Grandes études de Paganini, die Franz Liszt ihr 1851 widmete, nahm sie in ihr Repertoire auf - die beiden Werke Schumanns hingegen spielte sie im Konzert wohl nicht. Wer Mi-Joo Lee damit hört, wird Frau Schumann in diesem Punkte wahrscheinlich verstehen. Denn auch wenn die Etüden höllisch schwierig sein dürften - das Publikum im 19. Jahrhundert, das dem Genie und der Virtuosität huldigen wollte, dürften sie wenig beeindruckt haben.
Mi-Joo Lee balanciert die Stücke ganz präzis zwischen Zirkuszauber und romantischem Seelenweh. Sie gibt dem zweifelnden, grübleri- schen Schumann genauso Raum wie dem jungen, aufstrebenden Musiker, der um seine Clara wirbt - und zu diesem Zweck auch seine Musik ins rechte Licht zu rücken wünscht. Wunderbare Aufnahmen, wie üblich bei Dabringhaus und Grimm.
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