Im Sommer 1610 gab Claudio Monteverdi jenes Werk in Druck, das noch heute zu den berühm- testen Sammlungen sakraler Musik gehört: Sanctissimae Virgini Missa senis vocibus ad ecclesiarum Choros ac Vespere pluribus decan- tandae cum nonnullis sacris con- centibus ad sacella sive Principum cubicula accomodata, bekannt auch als Marienvesper.
Musikwissenschaftler haben her- ausgefunden, dass der Komponist dieses monumentale Opus zusam- mengestellt und Papst Paul V. gewidmet haben soll, weil er sich davon sowohl berufliche als auch private Veränderungen erhoffte. Doch damit hatte Monteverdi zunächst wenig Glück - er blieb maestro della musica del duca am Hof des Herzogs Vincenzo I. Gonzaga zu Mantua, und und auch die Gratiszulassung seines Erstgeborenen Francesco am römischen Seminar konnte er nicht erreichen. Als der Herzog 1612 starb, wurde Monteverdi entlassen - doch ein Jahr später wurde er zum Kapellmeisters des Markusdoms in Venedig gewählt, damals eines der bedeutendsten musikalischen Ämter überhaupt. Dabei könnte die Vespra della Beate Vergine durchaus den Ausschlag gegeben haben.
Aus dem gewaltigen Fundus dieser Sammlung hat Roberto Gini zwei Aufführungssituationen rekonstruiert: Eine liturgische Feier der Marienvesper zum Fest der Aufnahme Mariä in den Himmel und eine der Heiligen Barbara gewidmete feierliche Messe, die in liturgischem Rahmen aufgeführt wurde. Monteverdis zweite Fassung des Magnifi- cats vervollständigt die Einspielung der Sammlung.
Das Aufgebot an Musikern, insbesondere an Sängern, das Gini für dieses Vorhaben organisiert hat, ist ähnlich umfangreich wie das Werk, das an drei Terminen in drei unterschiedlichen Kirchen auf- gezeichnet wurde. Es singen die Gruppo Vocale Laurence Feininger, der Coro D.S.G., sowie die Sänger des Ensemble Concerto. Auf zeitgenössischen Instrumenten spielen zudem die Musiker des Concerto Palatino, des Ensemble La Pifarescha sowie des Ensemble Concerto. Der Repertoirewert dieser Einspielung ist sicherlich nicht zu bestreiten; an Aufnahmen wie jene mit dem Monteverdi Choir unter John Eliot Gardiner oder mit Cantus Cölln unter Konrad Junghänel aber reicht sie rhetorisch bei weitem nicht heran.
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