Alessandro Grandi (um 1580 bis 1630) gehörte zu Lebzeiten zu den berühmtesten italienischen Kom- ponisten. Seine Werke wurden so häufig nachgedruckt wie die kaum eines anderen Meisters seiner Zeit. Grandi war offenbar sehr experi- mentierfreudig, und begeisterte seine Zeitgenossen durch seinen Ideenreichtum und seine Innova- tionen. So war er der erste, der den Begriff Kantate verwendete.
Über seine Kindheit und Jugend ist nichts bekannt; 1597 wurde Grandi maestro di capella der Accademia della morte in Ferrara. Er wirkte zudem unter anderem als Chorsänger und Vizekapellmeister an San Marco in Venedig. 1627 ging er als Kapellmeister der Basilika Santa Maria Maggiore nach Bergamo. Dort starb er 1630 an der Pest.
Grandi komponierte Messen, Motetten, Psalmvertonungen und Ma- drigale. Sein Werk ist heute weitgehend in Vergessenheit geraten. Das liegt vielleicht nicht zuletzt daran, dass Claudio Monteverdis (voll- ständig überlieferte) prächtige Marienvesper derart populär wurde, weswegen sich wohl kaum noch jemand die Mühe gemacht hat, aus den diversen Sammelbänden ähnliche Werke seiner Zeitgenossen herauszusuchen.
Der Musikwissenschaftler Rudolf Ewerhart hat sich an das Puzzle gewagt, er hat in zeitgenössischen Drucken die passenden Einzelsätze Grandis aufgespürt und zu einer festlichen Marienvesper zusammen- gestellt. Die Gächinger Kantorei und das Bach-Collegium Stuttgart haben dieses Werk unter Matthew Halls im September 2010 zum Musikfest Stuttgart in der dortigen Markuskirche aufgeführt; die vorliegende CD ist ein Live-Mitschnitt dieser Aufführung. Als Solisten singen Deborah York, Sopran, Daniel Taylor, Altus, Ed Lyon, Tenor und Peter Harvey, Bass. Leider will auch bei mehrfachem Anhören der Funke nicht überspringen. Natürlich beeindruckt die Textaus- legung Grandis durch ihre Subtilität, aber was die Stuttgarter daraus machen, das ist überraschend ausdrucksarm - schwäbischer Klang- brei, verblüffend sparsam gewürzt. Tut mir leid, aber diese Aufnahme finde ich einfach nur langweilig.
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