Bereits zum zweiten Male widmen sich Les Amis de Philippe dem Schaffen von Johann Friedrich Fasch (1688 bis 1758), insbesondere dessen Ouvertüren. Enthielt die erste CD groß besetzte Werke, die für den Dresdner Hof entstanden sind, so hat sich das Ensemble, das unter der Leitung von Ludger Rémy bereits etliche Raritäten der mitteldeutschen Musikgeschichte aufgespürt und aufgeführt hat, nun den Ouvertüren-Sinfonien des Zerbster Hofkapell- meisters zugewandt.
Entstanden sind diese Musikstücke als Weiterentwicklung der Gattung Ouvertüre, die Fasch lange Jahre sehr erfolgreich pflegte – mehr als 80 solcher Suiten sind überliefert. Sie wurden nicht nur am Anhalt-Zerbster Hof geschätzt, sondern offenbar auch in Dresden, wo Konzertmeister Johann Georg Pisendel in seiner Musikalien- sammlung über etliche dieser Werke seines alten Freundes aus Leipziger Studientagen verfügte.
Um 1740 allerdings kam die traditionelle Orchestersuite, die nach einer Einleitung eine Folge von Tänzen aneinanderreihte, aus der Mode: „Nur ist, wegen der guten Wirkung welche die Ouvertüren thun, zu bedauern, daß sie in Deutschland nicht mehr üblich sind“, schrieb Johann Joachim Quantz 1752 in seinem Versuch einer Anweisung die Flöte traversiére zu spielen.
Fasch reagierte darauf, indem er französische Ouverture und italienische Sinfonie, nach dem Vorbild Vivaldis, miteinander verknüpfte. Das Ergeb- nis ist hinreißend; auf die Ouvertüre lässt Fasch einen expressiv-galanten langsamen Mittelsatz folgen, mitunter ergänzt durch ein weiteres Stück im Stile antico, bevor dann, wie in einer italienischen (Opern-)Sinfonie, ein flottes Allegro zum Finale erklingt. Professor Manfred Fechner, der die Aufführungspartituren für diese CD aus Dresdner Handschriftenbeständen erarbeitet hat, stellt in seinem Geleitwort im Beiheft fest, dass insbesondere die Mittelsätze in ihrer Klangsprache sehr innovativ sind und weit in die Zukunft weisen.
Zuhörern, die sich weniger für Musikgeschichte interessieren, bietet diese CD in jedem Falle erlesene Unterhaltung. Faschs Musik ist ausgesprochen abwechslungsreich und beeindruckt mit einer enormen Vielfalt an Ideen und Klangfarben. Sie wird durch Les Amis de Philippe elegant vorgestellt. Ludger Rémy, dem Cembalisten und Leiter dieses Ensembles, noch nach- träglich herzlichen Glückwunsch zur Auszeichnung mit dem Fasch-Preis, der seit 1993 für besondere Verdienste um Popularisierung bzw. Erfor- schung des Lebens und der Werke des Komponisten verliehen wird.
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