Mit Blick auf das bevorstehende Haydn-Jubiläum – im Jahre 2032 jährt sich der Geburtstag des Komponisten zum 300. Male – hat Giovanni Antonini mit seinem Ensemble Il Giardino Armonico sowie dem Kammerorchester Basel eine Gesamteinspielung sämtlicher Sinfonien gestartet. Die Joseph Haydn Stiftung Basel, unter deren Dach das Projekt organisiert wird, konnte als Partner dafür das renommierte Label Alpha gewinnen. Gestaltet werden die Publikationen zudem unter Mitwirkung von Foto- grafen der Agentur Magnum.
Mittlerweile sind, jeweils auf CD und auf Vinyl, die ersten Folgen dieser Edition erschienen. Antonini ordnet die Sinfonien dabei nicht chrono- logisch, sondern inhaltlich – und ergänzt Haydns Werke stets auch um Musik seiner Zeitgenossen. Im Mittelpunkt von CD Nummer vier, beispielsweise, steht die Sinfonie Nr. 60 in C-Dur mit dem vielsagenden Titel „Per la Commedia intitolata Il Distratto“.
„Der theatralische Charakter der Sinfonien Haydns voller Überraschun- gen und plötzlicher Stimmungswechsel ist wohlbekannt“, merkt Antonini an. „Doch die Sinfonie Nr. 60 ,Il distratto' (zu Deutsch: ,Der Zerstreute') porträtiert nicht nur einige Situationen und Figuren aus der gleich- namigen Komödie Jean-François Regnards (..), sie präsentiert das Orchester selbst als den Schauspieler.“
Der Komponist hat Vergnügen am geistreichen Scherzen: „Schon im eröffnenden Presto beginnen die Musiker plötzlich eine ganze Passage der Sinfonie Nr. 45 (der ,Abschiedssinfonie') zu spielen: Sie sind ,zerstreut' und spielen das falsche Stück“, erläutert der Dirigent im Beiheft. „Oder wenige Takte nach dem Beginn des letzten Satzes (der vielleicht bekanntesten Stelle der Sinfonie): Die Violinen setzen aus, stimmen die vierte Saite, was sie zuvor vergessen hatten, um den von vorne zu beginnen.“
Dazu passt ganz vorzüglich Il Maestro di cappella von Domenico Cimarosa (1749 bis 1801), das musikalische Bild einer Orchesterprobe, in welcher der Kapellmeister – gesungen wird diese Partie hier vom Bariton Riccardo Novaro – einige Mühe damit hat, seine undisziplinierten Truppen zu bändigen. Und dann muss er plötzlich allein weitersingen; wahrscheinlich ist die Probenzeit abgelaufen. Eine ebenso kuriose wie realistische Situation, das gibt es noch heute, wirklich.
Komplettiert wird die CD durch Haydns Sinfonie Nr. 12, inklusive Zitat aus Pergolesis Oper La serva padrona, sowie die Sinfonie Nr. 70, die zur Grundsteinlegung des neuen Opernhauses im Schloss Eszterháza erstmals erklungen ist – und das Öffnen der Vorhänge musikalisch schon einmal vorwegnimmt.
Musiziert wird sehr präzise, aber immer mit Esprit, klangvoll, schwung- voll. Eine gelungene Aufnahme, die Lust macht auf die Fortsetzungen. Davon wird es wohl noch etliche geben; Haydn hat 107 Sinfonien kompo- niert.
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