Die Musikstücke, die François Benda für seine sechste CD bei Genuin ausgewählt hat, wird man im Konzert eher selten hören. Gemeinsam mit seinem Vater, dem Pianisten Sebastian Benda (1926 bis 2003), hat er im Jahre 2001 Werke aus dem Grenzbereich zwischen der sogenannten „E-Musik“ und dem Jazz eingespielt. Das ist eine ausgesprochen interessante Region, wie man bereits beim ersten Stück feststellen wird: Die Three Preludes von George Gershwin (1898 bis 1937) – ursprünglich komponiert für Klavier, und hier in einer Bearbeitung für Klarinette und Klavier zu hören – lassen erahnen, dass New York in den 20er Jahren musikalisch enorm viel zu bieten hatte. Gershwin griff vieles davon auf.
Auch Joseph Horovitz, Jahrgang 1926, kennt offenbar keine Berührungs- ängste. Die jazzige Sonatina für Klarinette und Klavier schrieb er 1981 für seinen Freund Gervase de Peyer. Erwin Schulhoff (1894 bis 1942) sah in Jazzrhythmen eine Chance, die Avantgarde sinnlich zu machen, vital. In seiner Hot-Sonate aus dem Jahre 1930 verknüpfte er klassische Musik und Jazz. Benda spielt dieses aufmüpfige Musikstück, das ursprünglich für Altsaxophon entstanden ist, in einer Version für Klarinette.
Dass die beiden Musiker geniale Grenzgänger sind, zeigt sich auch bei der Sonate für Klarinette und Klavier von Leonard Bernstein (1918 bis 1990). Sie war das erste veröffentlichte Werk des Komponisten, der sich seinen Musikunterricht finanzierte, indem er in einer Jazzband musizierte und Arrangements schrieb. Was für ein Sound! Lustvoll musizieren Vater und Sohn, und wer sie hört, der wird sich den Kopf ganz sicher nicht über Genregrenzen zerbrechen. Diese Aufnahme lässt uns genießen, wie farbenreich und betörend doch eine Klarinette klingen kann. Großartig spielt auch der Pianist Sebastian Benda; er zeigt, wie innig ein musikali- scher Dialog sein kann. Moderne kann eben sehr viel Spaß machen. Komplettiert wird die CD durch eine Sonate des Kosmopoliten Daniel Schnyder (*1961).
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