Das heutige Spanien war im Mittelalter, wie wohl sonst keine andere Region Europas, ein Viel- völkerstaat mit einer Vielzahl unterschiedlicher Kulturen. In der Musik auf der iberischen Halbinsel klingen noch heute Einflüsse der arabischen und der jüdischen Be- völkerung mit - und der Zigeuner; man denke nur an den Flamenco, der hierzulande wahrscheinlich als der spanischste aller Tänze gilt.
Zu Zeiten der Habsburger und der Bourbonen aber war nicht der Flamenco, sondern die Ciaconna für Europas Musiker der Inbegriff des Spanischen. Zu dem Reich, in dem die Sonne niemals unterging, gehörten neben zahllosen Kolonien in Übersee zeitweise auch euro- päische Gebiete wie Teile der Niederlande oder Italiens. So ist es wenig verwunderlich, dass insbesondere italienische und spanische Musiker voneinander lernten und Ideen austauschten.
Der Klang der Gitarre inspirierte, so wird man beim Anhören dieser CD erstaunt feststellen, selbst Georg Friedrich Händel zu einer Canta- ta a voce solo con chitarra Espagnola. Zu finden sind weiter Werke von Domenico Scarlatti, Domenico Mazzochi, Franceso Manelli, Andrea Falconiero und Domenico Zipoli, aber auch das berühmte Coracon que en prisión von José Marín, sowie Musik von Juan Hidal- go, Rafael Castellanos, Juan Aranes und José de Orejón y Aparicio. Damit zeichnet das Ensemble El Mundo unter seinem Leiter Richard Savino ein ausgesprochen buntes, facettenreiches Bild der Musik am spanischen Hof im 17. und 18. Jahrhundert. Die geschickte Auswahl sorgt zudem für Abwechslung. Die Instrumentalisten sind exzellent, was man von den Vokalisten, insbesondere den Sängerinnen, leider nicht durchweg sagen kann. Dennoch ist The Kingdoms of Castille ein spannendes Konzeptalbum, das man gern anhört.
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