Johann Wilhelm Hertel (1727 bis 1789) war der Sohn eines Violini- sten und Konzertmeisters der Eisenacher Hofkapelle. Seinen ersten Klavierunterricht erhielt er von einem Schüler Bachs; sein Vater dürfte ihn auf Violine und Gambe unterwiesen haben. 1742 zog die Familie um nach Neustre- litz, wo Johann Christian Hertel eine Stelle als Konzertmeister angenommen hatte. 1744 wurde auch der 17jährige Johann Wil- helm in der Hofkapelle von Mecklenburg-Strelitz als Violinist und Clavierist angestellt.
Bei Aufenthalten in Berlin lernte er die Musiker der Hofkapelle Friedrichs II. kennen, und nahm bei Franz Benda Violinunterricht. Als sein Vater 1751 erkrankte, übernahm er die Leitung der Strelitzer Hofkapelle. Nach deren Auflösung ging er als Hof-Kapellkomponist und Clavierist nach Schwerin. Dort stand er zeitweise auch in Diensten der Prinzessin Ulrike Sophie von Mecklenburg-Schwerin, und pflegte enge Beziehungen nach Hamburg. 1767 komponierte Hertel für das erste deutsche Nationaltheater in Hamburg Intermezzi für zwei Stücke Lessings, die dieser damals als „Muster von Schau- spielmusiken“ lobte.
Hertel hinterließ eine umfangreiche Bibliothek. Er gilt als vielseitig interessierter und versierter Musiker, der als Publizist auch seinen Zeitgenossen gern Einblick in aktuelle Probleme bei der Weiterent- wicklung der Musik gab. Hertel schrieb eine Vielzahl von Oratorien, Kantaten und Liedern – doch präsent blieben eher seine Sinfonien und Konzerte. Das Barockorchester Capriccio Basel stellt hier einige dieser Werke vor.
Ganz offensichtlich verfügte die Hofkapelle von Mecklenburg-Schwerin über eine Vielzahl exzellenter Bläser. Denn Hertel findet immer wieder neue, überraschende Lösungen dafür, sie in seinen Konzerten wirkungsvoll zur Geltung zu bringen. Unerwartete harmo- nische Wendungen, wunderschöne Melodien und farbenreiche Bläsersätze scheinen geradezu sein Markenzeichen gewesen zu sein. Auch der Dialog zwischen den Solisten und dem Orchester wartet mit so mancher Überraschung auf. Die Musiker von Capriccio, unterstützt von dem renommierten Barockfagottisten Sergio Azzolini, haben hörbar Vergnügen an diesen Kabinettstückchen. Wo findet sich schon ein Konzert für Fagott, zwei Oboen, zwei Hörner, Streicher und Basso continuo? Meine Empfehlung!
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