Darf man Bachs Cello-Suiten auf der Bratsche spielen? Gérard Caussé beantwortet diese Frage im Beiheft zu dieser CD, indem er sich an ferne Kindertage und seinen da- maligen Lehrer, Monsieur Mey- nard, erinnert: "Noch bevor ich ihn sah, hörte ich ihn, und zwar mit einer Intensität, wie man sie nur in der Kindheit erlebt und so gerne noch einmal empfinden möchte.
Er begrüßte uns mit einer der Suiten und öffnete mir mit seiner Bratsche die Tür zu Bach, Sonntag für Sonntag."
Und auch wenn der kleine Gérard zunächst ganz sicher andere Stücke geübt haben wird, und der große Komponist ausgerechnet für sein Instrument kein wichtiges Werk hinterlassen hat, so wusste Caussé doch schon als Kind: "Bach spielte Bratsche." Und dieses Instrument hat vier Saiten, genau wie das Violoncello, meint der Musiker, "nur eine Oktave höher".
"Ist dies der Versuch, mich für einen Betrug zu rechtfertigen?", fragt sich Caussé. Und findet gleich darauf ebenso viele Gründe, die dafür sprechen, die Suites de danses auf der Viola zu spielen. Resultat dieses Ringens: "Ich kann nur für eine zeitlose Leidenschaft eintreten und für den Glauben an mein eigenes Instrument." Caussé spielt Bachs Suiten als Stücke "des inneren Tanzes, Entzücken und Tiefe, Anmut und Meditation". Er lässt sie schwingen und atmen - und wie Denkpausen wirken daneben sieben Texte von Rainer Maria Rilke, die sein Freund und künstlerischer Weggefährte Laurent Terzieff dafür ausgewählt und (in französischer Sprache) gelesen hat. Es erscheint zugleich wie ein Vermächtnis des großen französischen Schauspielers, der gestorben ist, noch bevor Caussé Bachs Musik vollständig ein- gespielt hatte.
So ergibt sich ein altersweises Gesamtkunstwerk - sehr ruhig, sehr meditativ und auch ein bisschen schwermütig. Eine schöne Auf- nahme, die hier empfohlen werden kann.
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