Donnerstag, 15. März 2012

Bach: Missa in h-moll; Herreweghe (Phi)

Die h-Moll-Messe ist mir bislang immer wie ein Fremdkörper in Bachs  urprotestantischem Werk erschienen. Überforderte Chöre und wenig inspiriert, aber desto engagierter vortragende Sänger lassen die Beschäftigung mit Bachs "großer catholischer Messe" regelmäßig zur Qual werden - denn wer über Musik schreiben möchte, muss auch schlechte Aufnahmen bis zum bitteren Ende ertragen. So hatte ich wenig Hoffnung, als ich diese CD startete - doch schon nach wenigen Takten weicht das Ent- setzen der Faszination: Das ist Musik! 
Es ist bereits seine dritte Einspielung der h-Moll-Messe, die Philippe Herreweghe nun bei seinem eigenen Label Phi veröffentlicht. Die jahrzehntelange intensive Auseinandersetzung des Dirigenten mit Bachs Musik schuf die Grundlage für diese phantastische Aufnahme - für die ihm allerdings auch erstklassige Musiker und Sänger als Part- ner zur Verfügung standen.  
Die Solistenriege besteht aus Dorothee Mields, Hana Blažiková, Damien Guillon, Thomas Hobbs und Peter Kooij, durchweg Sänger mit reicher Erfahrung im Bereich der "Alten" Musik. Und auch das Colle- gium Vocale Gent zeigt sich bestens disponiert. Solisten wie Ripie- nisten singen berückend. So himmlisch klingt Bachs Messe also, wenn Musiker nirgends durch ihre Technik limitiert sind. 
Herreweghe kann auf einen homogenen, traumhaft schönen En- sembleklang bauen. Wie er Bachs musikalischen Strukturen zum Leben erweckt, das hätte wohl auch den Thomaskantor begeistert. Herreweghe setzt ganz auf eine textnahe Interpretation, und sie ist hier in einzigartiger Intensität gelungen. Diese herausragende Ein- spielung ist ohne Zweifel die neue Referenzaufnahme. 


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