"Das kann ich nicht, da musst du den Reinecke fragen, der kann das besser", soll Schumann einst ge- antwortet haben, als er gebeten wurde, eine Fassung seiner Sinfo- nien für zwei Klaviere anzufertigen. Carl Reinecke (1824 bis 1910) debütierte 1835 als Pianist. Nach ersten Konzertreisen quer durch Europa finanzierte ihm sein Landesherr, der dänische König Christian VIII., ein dreijähriges Studium am Leipziger Konservato- rium.
In dieser Zeit lernte Reinecke Robert Schumann und Felix Mendels- sohn Bartholdy kennen und schätzen; ihnen blieb er zeitlebens eng verbunden. Auch mit Johannes Brahms war er befreundet.
Als Reinecke 1860 Gewandhauskapellmeister wurde, verstand er sich in erster Linie als Hüter Leipziger Musiktraditionen. Dieses Amt hatte Reinecke immerhin 35 Jahre lang inne. Und obwohl er bis 1902 am Leipziger Konservatorium die Fächer Klavier und Komposition unterrichtete - unter seinen zahlreichen Schülern waren Max Bruch, Edvard Grieg und Leos Janácek - und auch selbst immer wieder als Klaviervirtuose auftrat, fand er noch die Zeit zum Komponieren.
Unter seinen Werken sind drei zauberhafte Cello-Sonaten, die ohne Zweifel zu den Perlen des Repertoires gezählt werden müssen. Erinnert op. 42, entstanden zweifellos in den 40er Jahren, an Schumann, so erfreut op. 89 durch Mendelssohnsche Anklänge - und die dritte Sonate, op. 238 aus dem Jahre 1897, hat Reinecke "Den Manen Brahms'" gewidmet, der kurz zuvor verstorben war. In der Presse wurde der Komponist seinerzeit dafür als Altmeister gefeiert. Und man sollte vorsichtig sein und ein vorschnelles Urteil vermei- den; für seinen starken Bezug zur romantischen Musiktradition erntete Reinecke zu Lebzeiten heftige Angriffe aus Bayreuth und Weimar, davon sollte man sich nicht beeindrucken lassen, bevor man seine Werke angehört hat.
Denn der exzellente Cellist Manuel Fischer-Dieskau zeigt auf dieser CD gemeinsam mit der kanadischen Pianistin Connie Shih, dass Reineckes Cello-Sonaten in erster Linie wundervolle Musik sind. Die beiden musizieren bestens ausbalanciert miteinander, und spielen sich die Themen zu. Man muss sich sehr wundern, dass diese schönen Sonaten bislang keinen Platz im Konzertleben gefunden haben - so umfang- reich ist die einschlägige Literatur nun wirklich nicht.
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