Zur Zeit des Biedermeier liebten die Wiener Spazierstöcke – ganz besonders dann, wenn sie mehr waren als nur ein Gehstock. Geschickte Handwerker brachten darin allerlei nützliche Dinge unter, wie Tabaksdosen, Uhren, Regen- schirme oder aber Musikinstrumente. Diese CD stellt Musik vor, die für die Spazierstock-Blockflöte geschrieben wurde, den sogenannten Csakan. Dieses kuriose Instrument, das seinen Ursprung in Ungarn haben soll, wurde am oberen Ende durch einen Griff ergänzt, und am unteren Ende durch einen massiven Stock – und schon konnte, wer wollte, seine Flöte sozusagen Gassi führen.
Gespielt wurde sie natürlich auch, zum Vergnügen im Freien, oder aber virtuos im Salon. Die Profis ließen sich eigens dafür Instrumente mit Klappen anfertigen, was schließlich dazu führte, dass der Csakan eher wie eine Oboe aussah. Wie er geklungen hat, das demonstriert das Trio Krähmerata; welche Instrumente allerdings die beiden Flötisten Cordula Schertler und Martin Jung spielen, darüber erfährt man aus dem Beiheft leider gar nichts. Pianist Peer Findeisen musiziert auf einem historischen Hammerflügel des Wiener Fortepianobauers Conrad Graf aus den Beständen der Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim.
Es erklingen Werke von Johann Ernst Krähmer (1795 bis 1837) und das Duo Nr. 1 von Anton Kargl. Über Kargl ist so gut wie nichts bekannt. Krähmer begann seine Laufbahn als Militärmusiker im sächsischen Annaberg und anschließend in Dresden. Von 1815 bis 1822 war er Oboist am kaiserlichen Hoftheater in Wien. Dann erhielt er den Titel eines Kaiserlichen Hof- und Kammermusikers, und ging fortan auf Konzert- reisen. Seine besondere Liebe galt dem Csakan, für den er zahlreiche Mu- sikstücke schuf. Wer gehobene Unterhaltungsmusik aus dem 19. Jahr- hundert schätzt, liebevoll ausgewählt und vorgetragen, der wird an dieser CD großes Vergnügen haben.
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