Und noch eine Entdeckung findet sich bei Dabringhaus und Grimm: Das Ardinghello Ensemble um Karl Kaiser beschäftigt sich in einer Ersteinspielung mit den Flöten- quintetten von Andreas Romberg. Dass diese Werke nicht ganz leichte Kost sind, wird man schon anhand der Besetzung feststellen.
Nicht das Divertimento stand hier Pate, die leichte Unterhaltung, son- dern das ernsthafte Streichquintett – und so musiziert Traversflötist Kaiser hier gemeinsam mit Annette Reh- berger, Violine, Sebastian Wohlfahrt und Bodo Friedrich, Viola, und Ursula Kaiser, Violoncello.
Andreas Jakob Romberg (1767 bis 1821) entstammte einer Musiker- dynastie. Den ersten Unterricht erhielt er bei seinem Vater, einem Militärmusiker, der hervorragend Klarinette und auch Geige spielte. Die ersten Erfolge seines Leben feierte Romberg junior gemeinsam mit seinem Vetter Bernhard Romberg, der Violoncello spielte. Sie musizierten zusammen, gingen gemeinsam auf Konzertreisen quer durch Europa, und sie spielten in der Münsteraner Hofkapelle. Im Herbst 1790 wurden die Rombergs Mitglieder der Bonner Hofkapelle. Dort trafen sie auf eine illustre Kollegenschar; in dem Orchester musizierten seinerzeit unter anderem der junge Beethoven, Anton und Josef Reicha, der Geiger Franz Anton Ries sowie der Hornist und spätere Musikverleger Nikolaus Simrock.
Leider bereiteten die französischen Truppen dem rheinischen Idyll bald ein Ende. Die Rombergs gingen nach Hamburg, wo sie etliche Jahre wirkten, immer wieder unterbrochen durch ausgedehnte Konzertreisen. Andreas Romberg erwarb sich nicht nur als Geiger einen exzellenten Ruf, sondern bald auch als Komponist. Allerdings wurde das Leben in Hamburg nach 1810 infolge der Kontinentalsperre schwierig. 1815 nahm Romberg daher, nach langem Zögern, die Nachfolge von Louis Spohr als Konzertmeister der Gothaer Hofkapelle an. Er erhielt ein großzügiges Gehalt, aber er hatte auch eine große Familie zu ernähren, was ihm wohl erhebliches Kopf- zerbrechen bereitete. Schließlich erkrankte er; Cousin Bernhard meinte, Andreas sei letztendlich vor Kummer gestorben, weil er nicht wusste, wie er seine in Gotha angehäuften Schulden bezahlen sollte.
Romberg hat insgesamt sechs Flötenquintette geschrieben. Entstanden sind sie in seinen Hamburger Jahren. „Romberg zeigt sich hier auf einer kompositorischen Höhe, die tatsächlich Vergleiche mit den Großmeistern der Epoche nicht zu scheuen braucht“, urteilt Kaiser in dem sehr infor- mativen Beiheft zu dieser CD. Die Flöte führt in diesen Werken allerdings klar und eindeutig; die anderen vier Instrumente dürfen sich an dem motivischen Geschehen zwar gelegentlich ein Stück weit beteiligen, haben ansonsten aber eher Begleitfunktion. Auch sonst wird man erstaunt feststellen, wie sehr diese Quintette schon der Romantik vorgreifen. Die klassischen Formen werden sehr persönlich, in op. 41,1 sogar hoch- politisch, genutzt. Auf die Fortsetzung dieser Edition darf man jedenfalls sehr gespannt sein.
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