Rosalinde Haas ist die Tochter eines Organisten; sie wuchs in Schramberg im Schwarzwald auf und musste ins benachbarte Königsfeld laufen zum Klavierunterricht, nach der russischen Schule. Sie studierte dann in Stuttgart und in Rom, wo sie bei Fernando Germani, dem Organisten des Peters- domes, ihr Konzertdiplom mit Aus- zeichnung erhielt.
Von 1956 bis 1992 war sie als Kirchen- musikerin in Frankfurt/Main tätig; 1967 wurde Haas zur Kirchenmusik- direktorin ernannt. Außerdem lehrte sie als Honorarprofesssorin an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf.
An der Albiez-Orgel der Pfarrkirche „Mutter vom guten Rat“ in Frankfurt-Niederrad, wo die Organistin viele Jahre wirkte, hat sie in den Jahren 1988 bis 1991 sämtliche Orgelwerke Max Regers eingespielt, tatkräftig unterstützt von ihrem Mann Peter Krams. Ergänzt wird diese enorme Leistung durch zwei weitere CD, aufgezeichnet 1993, mit ausgewählten Klavierwerken Johann Sebastian Bachs in Bearbeitungen Regers für die Orgel.
Die Albiez-Orgel, eingeweiht im Jahre 1983, ist ein relativ großes Instru- ment mit 52 Registern auf drei Manualen und Pedal. Regers Orgelmusik lässt sich darauf sehr gut spielen; sowohl von seinen dynamischen Möglichkeiten als auch in den verfügbaren Klangfarben passt das vorletzte Instrument des Orgelbauers Winfried Albiez dazu.
Rosalinde Haas spielt Regers Orgelwerke einerseits unter Betonung ihres oftmals virtuosen Charakters. Sie schaut sehr genau nach Regers Spiel- anweisungen, passt ihren Vortrag aber der Raumakustik an, und hinter- fragt die Vorgaben des Komponisten offensichtlich auch. In Kombination mit moderner, klug eingesetzter Aufnahmetechnik ergab dies eine lebendige, ja, feurige und dennoch sehr ausgewogene Interpretation, die beim Hörer mit einer Klarheit ankommt, wie das in der Kirche selbst wohl nicht möglich gewesen wäre. Diese großartige Einspielung hat das Label Dabringhaus und Grimm nunmehr in einer 14-CD-Box wieder zugänglich gemacht. Eine würdige Erinnerung an den hundertsten Todestag Regers.
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