In seiner Funktion als Cantor Johannei und Director Musices der Stadt Hamburg hatte Georg Philipp Telemann unter anderem die Passionsmusik für die Hansestadt zu liefern und zu leiten. Dabei wechselte jährlich das Evangelium, das als Grundlage für die musikali- sche Gestaltung der Gottesdienste diente. Man könnte aber auch sagen: Alle vier Jahre war derselbe Bibeltext zu vertonen. Telemann freilich bereitete es keine Schwierigkeiten, dennoch für Abwechslung zu sorgen. So ließ er den Bericht des Evangelisten an sehr unter- schiedlichen Punkten einsetzen und enden; und auch die Arien sowie die Kirchenliedversen, die das Evangelium kommentierten, boten vielfältige Möglichkeiten zur Variation.
Von Invocavit bis Judica erklang die Passion dann in den fünf Haupt- und acht Nebenkirchen, jeweils in zwei Teilen, vor und nach der Predigt. 52 Passionen und Passionskantaten von Telemann listet das Werkverzeichnis auf. Anlässlich der 20. Magdeburger Telemann-Festtage wurde das letzte derartige Werk vorgestellt, das noch im Archiv seiner Wiederentdeckung harrte: Die Lukas-Passion aus dem Jahre 1748, neu ediert von Carsten Lange am Zentrum für Telemann- Pflege und -Forschung Magdeburg.
Hermann Max und seine Ensembles Rheinische Kantorei und Das Kleine Konzert haben das Werk im März 2010 erstmals wieder auf- geführt. Der Live-Mitschnitt dieses Konzertes durch MDR Figaro erschien nun bei cpo. Neben den Solisten Veronika Winter, Sopran, Anne Bierwirth, Alt, Julian Podger, Tenor, Clemens Heinrich, Bass/Jesus und Matthias Vieweg, Bass/Arien und Pilatus, sind etliche Mitglieder der Rheinischen Kantorei in kleineren Partien zu hören. Das Ensemble ist in diesem Falle mit 16 professionellen Sängern besetzt. Die Aufnahme ist sehr gelungen; sie erfreut nicht zuletzt durch eine hohe Textverständlichkeit.
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