Nach dem Ursprung der Violine forscht diese CD - mit einem gewissen Augenzwinkern. Denn anders als bei Birth of the Cello, wo Julius Berger auf einem wunder- vollen Amati-Violoncello, einem der ältesten noch spielfähigen Celli, zwei der ältesten bekannten Werke für dieses Instrument vorgestellt hat, lassen sich die ersten Kompositionen für Violine nicht so einfach identifizieren.
Die Auswahl, die dann letzten Endes getroffen wurde, begründet Reinhard Goebel in einem launigen Begleittext, den man in den schön gestalteten Beiheft nachlesen kann. Der Geiger, der mit seinem Ensemble Musica Antiqua Köln so manches Werk aus dem Archiv zurück auf die Bühne gebracht hat, wirkte wohl auch als spiritus rector hinter dieser CD, wie man es sich besser kaum wünschen könnte.
Birth of the Violin widmet sich also der Musik "vor Bach" - und stellt damit zugleich das Fundament vor, auf dem dieser seine Werke für Violine solo errichtet hat, diese staunenswerten Kathedralen des Klanges, die heute viele für einzigartig halten. Doch das waren sie nicht, meint Goebel. Und verweist auf die Violinsoli eines Johann Paul von Westhoff, eines Heinrich Ignaz Franz Biber, doch auch auf Werke von Bach-Zeitgenossen wie die einzige Solo-Sonate von Johann Georg Pisendel. Es erklingen auf dieser CD zudem eine Etüde von Francesco Gemiani, die erahnen lässt, wie seinerzeit ein Geiger geübt hat, eine Fantasia von Nicola Matteis, Furstemberg-Variationen von Louis-Gabriel Guillemain, und eine Partite für Violin Solo von Fried- rich Wilhelm Rust. Er war ein Schüler der Bach-Söhne, und versuchte, durch Innovation wettzumachen, was ihm an Tiefe mangelt.
Rebekka Hartmann stellt all diese Werke vor. Dabei verwendet sie zwei unterschiedliche Instrumente - zum einen eine Stradivari aus dem Jahre 1675, zum anderen eine Violine, die Nicolo Amati 1669 gebaut hat, und die auch unter dem Namen The Rethi bekannt ist. Bei dem Werk von Rust setzt sie zudem einen "modernen" Geigenbogen ein. So wird auch die Entwicklung der Geige vom Barock, das einen süßen, obertonreichen Klang bevorzugte, hin zum romantischen Klangideal, das mehr Lautstärke, Tiefe und Kraft forderte, hörbar.
Die Solistin zeigt sich technisch versiert, und dem Geist dieser Musik aus der Vergangenheit gegenüber offen. Das Ergebnis beeindruckt.
"Dieses CD-Projekt war für mich eine der interessantesten Aufgaben meines bisherigen Musikerlebens. Ich entdeckte ein außergewöhn- liches Programm für Solo-Violine, welches mir zum größten Teil unbekannt war", resümiert Rebekka Hartmann. "Es erfüllt mich mit Stolz, hier diese Werke teils zum ersten Mal präsentieren zu dürfen." Denn alle Werke mit Ausnahme jener Bibers und Pisendels erklingen auf dieser CD in Weltersteinspielung - und sie haben genug Format, um das Repertoire auch dauerhaft zu bereichern.
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