Der Eingangschor des Weihnachts- oratoriums von Johann Sebastian Bach, mit Pauken und Trompeten, wird typischerweise von einem großen Chor gesungen. Kantoreien landauf, landab üben lange daran, vor allem auch an den Koloraturen. „Jauchzet, frohlocket?“ – naja, letztendlich ist der Zuhörer oftmals froh, wenn die Massen ohne größere Verluste an musikalischer Substanz über die gesangstechnischen Klippen gelangt sind, die Bach da aufgetürmt hat.
John Butt hat Bachs originale Noten sorgsam studiert, und dann beschlossen, das Weihnachtsoratorium mit seinem Dunedin Consort gänzlich anders aufzuführen: Auf dieser CD wird alles von Solisten gesungen. „First, I have assumed a corpus of eight ,expert' singers who shared out the unusually protracted task of singing six cantatas over the short period between Christmas and Epiphany“, erläutert Butt im Beiheft. „Therefore, ohne group of four sings three oft the parts (Parts 1, 3 and 6) and the other group remainder (Parts 2, 4 and 5). For the three parts with trumpets (Parts 1, 3 and 6) I have added ripie- nists to the choruses and chorales (sometimes differentiating between tutti and solo when the texture seems to call for it, just as Bach seems to have done when he provided ripieno parts).“
Ebenso differenziert gestaltet Butt auch die Tempi; so geht er in den Ein- gangschor längst nicht so rasant wie viele seiner Kollegen – was aber den Sängern erlaubt, Bachs Verzierungen wirklich auszusingen. Das Solisten- quartett ist in den Chören, auch in denen ohne Ripienisten, sehr präsent und gut über das Orchester hinweg zu hören, das von John Butt vom Cembalo aus geleitet wird. Die schlanke Besetzung hat hier große Vorzüge – so transparent jedenfalls habe ich die Chöre noch nie gehört. Die Auf- nahme zeichnet sich generell aus durch ein heiter-beschwingtes Musizie- ren, das aber nie plump und oberflächlich wird. Sehr gut ausbalanciert, wohldurchdacht, und insgesamt sehr hörenswert!
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